Peter Herbstreuth
Text in the exhibition catalogue Exemplary Replica, applications for the Lucas Cranach Prize 2003
“Ruhe auf der Flucht…“ setzt die Hauptfiguren Josef, Maria und das Kind des Gemäldes aus Cranachs Wiener Zeit mit grauen Plastillinfiguren und rotem Umhang in filmische Bewegung, (…). Die Figuren rücken mühsam Schritt für Schritt im Irgendwo voran, neigen sich hin und wieder einander zu und kommen nirgendwo an.
Die Künstlerin Johanna Oenicke hatte bereits mit der Entscheidung für das Medium eine zentrale Aussage für das Thema getroffen. Das Heil liegt nicht im Stillstand, sondern in der Bewegung. Sie nimmt das Gemälde zum Ausgangspunkt, hält aber nicht wie Cranach die Ruhe fest, sondern inszeniert die Flucht. Nur das Zwitschern der Vögel begleitet die Kleinfamilie.
Da Oenicke bereits andere Filme zu Werken von Künstlern – Masaccio und Böcklin – hergestellt hat, setzt sie ihre Mittel sparsam und mit hoher Effizienz ein. Der kurze Film lässt sich deshalb sowohl als sozialengagierter Kommentar (Migration) wie als formalästhetische Kritik an Cranachs mit süßlichen Engeln umschwirrter Idylle (Kitsch).”