aussichten

by melanie franke

“... Umrisslinien verschwimmen, Formen fließen ineinander. Das Malerische wirkt sich aus, denn aus der Nähe betrachtet sind die Formen aufgelöst, amorph. Von Ferne gesehen hingegen ziehen sich die Flächen zu geschlossenen Motiven zusammen, über diese wandern die Blicke von Bild zu Bild, blicken auf in ferne Weiten, hinauf zu Gipfeln, laben sich an grünen Auen und finden Rast unter schattigen Bäumen. Strahlendes, sattes Grün trifft auf Himmelblau und tiefe dunkle Schatten. Entscheidend für das rhythmisierende Sehen sind die Sehwinkel, also jene Orte im Raum, aus denen das Gesehene wie von einem unsichtbaren Betrachter aufgenommen wurde. Der Betrachter bleibt im Verborgenen, er wird zum heimlichen Teilnehmer, durch dessen Blick wir die Szenerie beobachten. Somit entsteht eine Ansammlung vieler Blicke auf das immer gleiche Motiv. Allesamt werden sie während Ausflügen aufgenommen, allesamt sind es gewohnte Objekte, allesamt Postkarten-Landschaften. Es ist kein bekannter Ort, den wir sehen; es sind ortlose Stätten der Zuflucht, versteckt, verborgen, zumeist vom Wald geborgen. Menschen sieht man nie, immer ist die Natur im Spiel. Jegliche Orte sind entlegen, weit entfernt, unbehaust. Es ist still in den Bildern, ein Weg führt hinein, ins Nirgendwo. ...”

Melanie Franke about the painting of Johanna Oenicke for the catalogue, published on the occasion of "MAGMA Goldrausch 2006"